Berichte der "Historischen Fahrräder"

Letzte Aktualisierung 19.02.2020

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26. Februar 2020

Historische Fahrräder bei Rosenmontagsumzug in Mainz

Text: Jürgen Nöll, Bilder: Alfred Preuhsler

In den Karnevals-Hochburgen entlang des Rheins wurde auch 2020 wieder kräftig gefeiert. In Düsseldorf waren 600.000 bis 700.000 Menschen unterwegs, in Köln sogar bis zu einer Million. Nachdem es am Vortag noch mächtig gestürmt hatte und vor allem in Nordrhein-Westfalen diverse Umzüge abgesagt werden mussten, hatten die Fastnachter in Mainz zumindest in den ersten Stunden nur mit Regen zu kämpfen.

Trotzdem hat mit rund 500.000 Narren am Streckenrand, 9.500 aktiven Teilnehmern, 138 Zugnummern und mehr als 7 Kilometer Zugweg die Straßenfastnacht am Rosenmontag in Mainz ihren Höhepunkt erreicht.

Erneut mit dabei, die Klassik-Abteilung des RV Opel 1888 Rüsselsheim, einem der ältesten Radsportvereine Deutschlands. Bereits Tage zuvor wurden die historischen Hoch- und Niederräder von den Mitgliedern geschmückt, um die Oldies dem Publikum bestmöglich zu präsentieren.

Opel Klassik stellte für den Rosenmontagszug sogar ihr Quintuplet zur Verfügung: Ein Fünfsitzer-Fahrrad, wie es vor 1900 insbesondere bei Steherrennen zum Einsatz kam. Dass Adam Opel dieses Rad eigens für seine 5 Söhne gebaut haben soll, gehört dabei wohl ins Reich der Fabel. Tatsächlich wurden in seinem Windschatten Radrennfahrer auf Höchstgeschwindigkeit "geschleppt". Erst später wurden diese Mehrsitzer von hubraumstarken Motorrädern abgelöst.

Dieses Quintuplet, aber auch die Hoch-und Niederradfahrer des RV 1888 Opel stießen auf reges Interesse bei den Zuschauern und brachten – nicht zuletzt auch durch die Live-Übertragungen in diversen Fernsehsendern einem großen Publikum das Oldtimer-Hobby etwas näher. Und das alles ausschließlich durch Muskelkraft und somit nahezu emissionsneutral…

Kurz vor dem Start. Noch war es trocken.

Nicht nur die Damen es RV Opel 1888 zeigten sich in zeitgenössischem Outfit.

Ob sportlich oder elegant, die Hochradfahrer waren die Hingucker.

Ex-Hochrad-Weltmeister Hans Rügner demonstriert die hohe Schule des Hochradfahrens.

Was so einfach aussieht bedarf einiger Übung. Das Fahren mit dem Quintuplet.

Februar 2020

"Das Rad der traditionellen Sieger"

95 Jahre Opel-Rennrad ZR3

von Jürgen Nöll

  • 1. Internationales ZR3-Treffen am 13. September 2020 in Sinsheim
  • Wofür steht die Bezeichnung ZR3?

Neben Nähmaschinen, Autos und Motorrädern fertigte Opel in Rüsselsheim von 1886 – 1937 auch Fahrräder. Die 5 Söhne des Firmengründers Adam errangen sowohl auf Hoch- wie auch auf Niederrädern unzählige Siege und waren bereits im 19. Jahrhundert hervorragende Werbeträger ihrer Marke.

Das bis heute bekannteste Rennrad des Unternehmens, das gelb-schwarze Berufsfahrer-Modell ZR3 kam 1925/26 auf den Markt und entwickelte sich schnell zu einem großen Verkaufserfolg. Bereits 1927 war Opel größter Fahrradhersteller der Welt. Opel leistete sich in dieser Zeit sogar eine eigene Werksmannschaft, in der gleich mehrere Weltmeister internationale Erfolge einfuhren. Selbst der 1929 aufgestellte, viele Jahre gültige Geschwindigkeitsweltrekord hinter einem Stehermotorrad, bei dem der Belgier Leon Van der Stuyft auf der Rennbahn von Montlhery/Paris in einer Stunde die Distanz von 122,8 (!) Kilometer zurücklegte, wurde mit einem Opel ZR3-Modell erreicht.

Diese, serienmäßig mit Holzfelgen, Schlauchreifen, automatischem Kettenöler und Trinkflaschen ausgestatteten Profi-Rennräder zählen heute zu den gesuchtesten deutschen Rennrädern der 1920er Jahre. Doch was hat es mit der Modell-Bezeichnung ZR3 auf sich und wofür steht sie?

Nach dem 1. Weltkrieg wurde als Reparationsleistung Deutschlands von den USA das Luftschiff LZ 126 in Auftrag gegeben. Nach dessen Fertigstellung 1924 und diversen Testflügen über Deutschland startet LZ 126 mit deutscher Besatzung die Überfahrt nach USA. Mit einer Länge von 200 m war der Zeppelin 126 zur Zeit seiner Fertigstellung das größte Luftschiff der Welt. Am 12. Oktober 1934 startete es seine Atlantiküberfahrt mit Ziel Lakehorst/USA wo es am 15. Oktober nach einer Fahrzeit von 81 Stunden und einer Strecke von 8.050 Kilometern von der US-amerikanischen Bevölkerung begeistert begrüßt wurde. Als das Schiff über dem New Yorker Hafen kreiste, ertönten sämtliche Schiffs- und Feuerwehrsirenen. Tausende Menschen hatten sich auch an der Luftschiffhalle in Lakehorst eingefunden. Diese Überfahrt ging als erste Atlantiküberquerung eines deutschen Luftschiffes in die Geschichte ein.

Die Besatzung wurde nach einer Konfettiparade auf dem Broadway von Präsident Calvin Coolidge offiziell im Weißen Haus empfangen. Die Überführungsfahrt erhielt so nachträglich noch den Charakter einer Friedensmission im Sinne einer Wiederaussöhnung zwischen Deutschland und den USA nach dem Ersten Weltkrieg.

Am 15. November 1924 schließlich wurde das Luftschiff zum Marine-Luftstützpunkt Washington Navy Yard gebracht. Dort taufte es die Präsidentengattin Grace Coolidge mit den Worten „Weil es wie ein Friedensengel zu uns kam“, von LZ 126 in ZR-3 USS Los Angeles um. ZR stand dabei für den englische Begriff Zeppelin Rigid, zu Deutsch: Zeppelin Starrluftschiff. Die 3 stand für das dritte, in den Dienst der US-Marine gestellte Luftschiff.

Mit der ersten geglückten Atlantik-Überquerung eines deutschen Luftschiffs war die Sensation perfekt. Noch während das ZR3 weltweit durch die Gazetten eilte, kam im Rüsselsheimer Werk ein kluger Marketing-Kopf auf die Idee, das neue Spitzenmodell der Opel-Rennräder nach diesem Luftschiff zu benennen. So kam das ZR 3 zu seinem Namen.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass in der 1930-er Jahren ein stilisierter Zeppelin nicht nur die Schutzbleche aller Opel-Fahrräder zierte, sondern auch zum Markenemblem von Opels Automobilen wurde, bevor es in den 50-er Jahren von dem bekannten Blitz abgelöst wurde.

Das 1. Int. Opel ZR3-Treffen findet am Sonntag, den 13. September 2020 im Rahmen der TRETRO am Technikmuseum in Sinsheim statt. Alle ZR3-Besitzer sind herzlich eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung erwünscht.

Weitere Informationen unter:
Tel. 0176 - 649 223 03 oder
email: 'alfred.preuhsler[at]t-online.de'

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